14. Juli 2019 bis 18. Juli 2019
Samstagabend waren wir mit Barbara, Klaus und Renate lecker im „Chez nous“ essen. Danke für die Einladung.
Sonntag noch zum Brunch mit Jens und Mechthild im Dachcafé und dann, am frühen Nachmittag, los Richtung Nordhessen.
Wir kommen bis Fritzlar und parken auf dem Wohnmobilstellplatz „Am grauen Turm“, direkt an der Altstadt.

Fritzlar, Wohnmobilstellplatz, Am grauen Turm, direkt an der Altstadt, N 51° 07.861 O 009° 16.148, Ver-/Entsorgung, Strom, € 7,00
Fritzlar feiert Pferdemarkt, mit Rummel und Krämermarkt, wir schlendern an den Ständen und Fahrgeschäften entlang und zum Abschluss des Pferdemarktes gibt es noch ein Feuerwerk, das wir uns aus dem Mole heraus (durch die Dachluke) anschauen.
Diese Fahrt soll eine richtig gemütliche werden, mal sehen!!!

Am nächsten Tag sind wir, gegen Mittag, auf dem Weg zu einem Bummel durch die alte, romantische Dom- und Kaiserstadt, der Startpunkt des „Rondengang“ ist der Graue Turm an unserem Stellplatz und führt uns entlang der alten Stadtmauer, vorbei am Grebenturm, am Rosenturm, in die Stadt.

Grauer Turm

Grebenturm an der Stadtmauer

Rosenturm
Uns fallen immer wieder sehr schöne Fachwerkhäuser ins Auge.

Fachwerkhaus mit Eckerker

Das Haus Brüggemeier, ein gotischer Ständerbau aus der Zeit 1460-1470
Über den Marktplatz, mit seinen spätgotischen Fachwerkhäusern,

Marktplatz mit Fachwerkhäusern

Das Kaufmannsgildehaus St.Michaelis mit dem spitzen Turm wurde 1475-1480 für eine der ersten Kaufmannsgilden Deutschlands erbaut.
kommen wir zum Rathaus. Eines der ältesten Amtsgebäude, das in ständiger Nutzung ist, in Deutschland.

Das Rathaus, ein schon 1109 schriftlich erwähntes, für die Amtsgeschäfte des über die Stadt herrschenden Mainzer Erzbischofs erbautes Gebäude.
Direkt gegenüber, auf der anderen Seite des Platzes, ist der Dom St.Peter. 2004 erhielt er den päpstlichen Ehrentitel „basilica minor“ und wurde in den Jahren 2009-2012 restauriert. Die Geschichte des Domes ist eng verknüpft mit dem Hl. Bonifatius. Hier wurde die Donareiche von ihm gefällt und das Holz zu einer ersten Kapelle verarbeitet.

Fritzlarer Dom mit Bonifatius-Denkmal

Bonifatius-Denkmal
Die Bausubstanz des Fritzlarer Dom’s ist vorwiegend romanisch, mit späteren Ergänzungen bis zur Renaissance.

Die Dom Westfasade mit Vorhalle

Die Ostfasade, Chorapsis mit hochromanischer Nebenkrypta (unten), gotischem Archivraum (mitte) und renaissance Fachwerkanbau um 1560 (oben)

Das Mittelschiff mit Triumphkreuz

Der Barocke Hochaltar

Der Reliquienaltar, ein geistlicher Schatzbehälter, ein Geschenk aus dem Jahr 1708, mit unter anderem einer Armreliquie von Bonifatius

Gotisches Seitenschiff mit Bonifatiusfenster und Seitenaltar

Das Tabernakelhaus der Muttergottes
Die 40 Km bis Kassel, über die Landstraße, sind schnell zurück gelegt. 200 m oberhalb der Straßenbahn-Endstation zum Schloss Wilhelmshöhe gibt es einen großen Parkplatz auf dem wir stehen können. Im Bergpark ist das Übernachten mit Wohnmobilen verboten und dies wird auch kontrolliert.

Kassel, Parkplatz am Bergpark Wilhelmshöhe, N 51° 19.038 O 009° 25.487, keine Ver-/Entsorgung, kein Strom, frei, außer an den Tagen der Wasserspiele
Mit einem Tagesticket der Kassler -Verkehrsbetriebe machen wir uns auf zur Stadtbesichtigung. Die Straßenbahn fährt im 20 Minutentakt bis gegen 23:30 Uhr, wir haben keine Eile.

Endhaltestelle Bahnhof Bergpark Wilhelmshöhe

Straßenbahnhaltestelle Bergpark
Christa hat vor 40 Jahren eine Zeitlang in Kassel gearbeitet, Hermann kennt die Stadt aus den Zeiten der Feuerwehrschule und ihren Nebenwirkungen. Wir fahren, mit verschiedenen Straßenbahnlinien, jeweils bis zur Endstation und machen so eine große Stadtrundfahrt, unsere eigene Hop-on Hop-off Variante.
Anschließend besichtigen wir die Grimm-Welt, ein Museum über das Lebenswerk der Brüder Grimm. Entgegen der herrschenden Meinung, ist nicht die Märchensammlung, sondern das Deutsche Wörterbuch, mit rund 320000 Stichworten, bis heute das umfangreichste Wörterbuch der deutschen Sprache ihr Hauptwerk. Für uns heute unvorstellbar, ihre Arbeitsweise, die Materialsammlungen mit losen Zetteln.
Danach gönnen wir uns Kaffee,Tee und Kuchen im „Alex“ am Friedrichsplatz. Bevor wir wieder zurück fahren, schlendern wir noch ein wenig in Kassel’s Fußgängerzone der Königsstraße.


Abends nutzen wir das Tagesticket erneut, um wieder in die Stadt zum Essen zu fahren. Bei unserer „Stadtrundfahrt“ ist uns das Restaurant Abessina ins Auge gefallen, ein Lokal mit traditioneller Eritreischer und Äthiopischer Küche.

Gemüsesuppe mit sehr vielen Kräutern

eine Auswahl von eritreischen Gerichten
Müde, satt und zufrieden geht es, mit der Straßenbahn, wieder zurück zum Mole.
Heute wollen wir die Wasserspiele im Bergpark Wilhelmshöhe ansehen (vom 1.Mai -3.Oktober jeden Mittwoch und Sonn- und Feiertags). Der Bergpark Wilhelmshöhe wurde 2013 ins Unesco-Welterbe aufgenommen.

Herkules schaut auf Kassel
Die barocke Anlage entstand unter Landgraf Carl gegen Ende des 17.Jahrh. und funktioniert noch heute nach dem gleichen Prinzip, ohne Pumpen, nur mit dem aus den Höhenunterschieden resultierenden Wasserdruck.
Die Wasserspiele im Park anzusehen ist kostenlos, wir buchen zusätzlich eine Führung „Herkules und die Wasserspiele“ von 13.30 bis 16.00 Uhr.
Früh mit dem 1. Shuttelbus um 10:00 (Abfahrt direkt am Parkplatz) machen wir uns auf, um uns zunächst in aller Ruhe alles anzuschauen.
Die Menschenmassen kommen erst gegen Mittag, sagt man uns !!
Wir fahren bis zum Fuß der Kaskaden mit dem Bus und setzen den weiteren Weg zu Fuß fort, bis zum Besucherzentrum Herkules.
Dort erwerben wir unsere Karte für die Führung. Bis dahin ist noch etwas Zeit, die ruhen wir uns im Restaurant Herkules Terrassen aus.
Treffpunkt der Führung ist wieder das Besucherzentrum. Von dort geht es mit wenigen Schritten zum „Herkules“.

Herkulesfigur im Bergpark Wilhelmshöhe

Vorbild für die Herkulesfigur
Das Vorbild für den Kasseler Herkules ist eine Figur des Heraklion in der Villa Farnese in Caprarola, die Landgraf Karl bei seiner Reise im Jahr 1700 in Italien sah.

Blick vom Herkules Bergpark auf Kassel
Die Wasserspiele starten am Fuße des Oktagons, dem Sockel der Herkulesfigur, mit der Fontäne im Artischockenbecken. Dahinter befindet sich die Vexierwassergrotte mit der Figur des Flöte spielenden Pan in der Mitte, flankiert links von der Allegorie des Neides und rechts der Allegorie des Todes.

Artischockenbecken mit Pan-Figur

Vexierwassergrotte

Allegorie des Neides

Allegorie des Todes
Über die hufeisenförmigen, symmetrischen Wassertreppen, fließt das Wasser den Berg hinunter und kommt über die kleinen Kaskaden ins Riesenkopfbecken mit seiner Fontäne.

die ersten Wassertreppen

die Wasserspiele im Bergpark beginnen

Becken mit dem Kopf des Giganten Encelados

das Riesenkopfbecken

Riesenkopfbecken in Aktion
Dahinter befindet sich eine Grotte, in der links die Figur eines Faun und rechts die Figur eines Zentaur steht, deren Trompeten während der Wasserspiele einen Dauerton erzeugen.

Faun

Zentaur
Über die riesige Kaskadenanlage, die rechts und links von Treppenstufen begleitet werden (538 Stufen)

große Kaskaden der Wasserspiele
wird das Neptunbassin mit Wasser gefüllt. Bis hierher sind es Wasserspiele aus der Zeit des Barocks.

vom Wasser verdeckter Neptun
Nun geht es mit dem romantischen Teil der Wasserspiele weiter. Als erstes der Steinhöfer Wasserfall (v.1793),

Steinhöfer Wasserfall

Menschenmassen am Steinhöfer Wasserfall
und weiter zur Teufelsbrücke, mit einem 10 m hohen Wasserfall in den Teufelsteich (v.1792/93)

Wasser auf dem Weg zur Teufelsbrücke

Teufelsbrücke mit Wasserfall
Von hier nimmt das Wasser den Weg über ein nachgeahmtes, verfallenes Aquädukt mit dem bis heute höchsten künstlichen Wasserfall in einem gestalteten Garten.

künstlicher Wasserfall am Aquädukt

Wasserfall vom Aquädukt
Von dort fließt nun das Wasser zum Fontänenteich (mitte des 18.Jahrh.künstlich angelegt) und dort enden die Wasserspiele spektakulär mit einer 52 m hoch aufsteigenden Fontäne.

Aufstieg der großen Fontäne

Fontänenteich mit Fontäne

Mit vielen neuen Informationen gehen wir, zu Kaffee und Kuchen, zurück zum Mole.
Überall in der Stadt haben wir Hinweise auf eine Rembrandt Ausstellung gesehen.

Mittwoch’s hat die Gemäldegalerie „Alte Meister“ im Mittelbau des Schlosses Wilhelmshöhe bis 20.00 Uhr geöffnet.

Wir beschließen, nachdem wir uns im Mole etwas ausgeruht haben, den kurzen Weg zum Schloss zu gehen.

Das Bild „Saskia van Uylenburg“ von 1642, Rembrandt’s Ehefrau, von ihm gemalt, bildet die Grundlage der Ausstellung.
Im 350-jährigen Todesjahr von Rembrandt – eine interessante Ausstellung – warum nicht, da die Gemäldegalerie, mit ihrer über 500-jährigen Geschichte und ihren zahlreichen Meisterwerken holländischer und flämischer Kunst (die Sammelleidenschaft der Kurfürsten) sowieso sehenswert ist.
Wir haben Glück. Mittwochs um 19:00 findet eine Führung zu dem Bild „Saskia van Uylenburg“ statt und es sind noch Plätze frei. Natürlich lassen wir uns die nicht entgehen.
Voll gestopft mit neuen Eindrücken übernachten wir auf dem Parkplatz am Bergpark, diesmal sind wir die Einzigen hier oben.
Unser Ziel ist am nächsten Morgen Schloss Wilhelmsthal bei Calden.
Nach dem Bergpark folgen wir dem Verlauf der alten Strasse die sich, wie mit dem Lineal gezogen, auf das Schloss zu bewegt. Ein verstecktes Kleinod, die Sommerresidenz der Kurfürsten aus Kassel. Eines der wenigen Rokoko-Schlösser, das in seiner Ursprungsform noch fast unverändert erhalten ist.

Übersichtsplan

Schloss Wilhelmsthal bei Calden
Wir sind pünktlich zur vollen Stunde, zum Beginn der Führung dort und erhalten eine Privatführung, wir sind die beiden einzigen Gäste.

Eingangstüre des Rokoko-Empfangsraum

Rokoko-Empfangsraum mit Bildern der Schönheitsgalerie

die Schönste in der Schönheitsgalerie
Die Führung startet dort, wo auch früher die Gäste eintrafen, in der Empfangshalle mit der „Schönheitsgalerie“ mit Gemälden von Joh. Heinr.Tischbein dem Älteren und geht weiter in die privaten Räume des hessischen Landgrafen Wilhelm VIII.

Rokoko-Zimmer mit der Pfauenfederkommode

Pfauenfederkommode aus dem Rokoko
Von der „Pfauenfederkommode“ aus der Zeit 1755 gibt es weltweit nur drei Exemplare (die beiden anderen befinden sich im Privatbesitz). Herkunft und Künstler sind unbekannt. Silberfolien in Form von Pfauenfedern rahmen paarweise je ein hauchdünn geschliffenes, deshalb durchsichtiges Plättchen aus Perlmutt. Da es mit grün pigmentiertem Bindemittel aufgeklebt wurde, schimmert die Oberfläche farbig. Nach ca. 30 Jahren Restaurierung ist die Pfauenfederkommode jetzt wieder ausgestellt.
Wir kommen zum Ballsaal der die Aussicht in den Garten hat.

Rokoko-Ballsaal

Erker im Rokoko-Ballsaal
und weiter zu den privaten Gemächern besonderer Gäste.

Rokokogemach mit typischer Ausstattung

Rokoko-Wanddekoration

Rokoko-Wanddekoration

Die Austattung der Räume war so perfekt, das die Bezüge der Sitzmöbel mit der Wanddekoration übereinstimmen mußten.
Wir sehen auch die persönlichen Schlafgemächer.

Jerome Bonaparte, König von Westfalen, 1807-1813

In dem Bett soll Jerome Bonaparte, der Bruder Napoleons und König des Königreichs Westphalen geschlafen haben.
Der Kasseler Volksmund hat ihn wegen seines Lebenswandels und seiner geringen Deutschkenntnisse „König lustig“ genannt. Er soll sich Abends von seinem Hofstatt, immer mit den einzigen drei Worten Deutsch, die er konnte, verabschiedet haben „ Morgen wieder Lustig“. im Nordhessischen Dialekt benutzt man noch heute das Wort „Schrohm“ für Schürzenjäger und Luftikus.
Am Ende der Führung durch die Räume der Bediensteten, gibt es noch etwas besonderes eine Schlafkiste (heute würden wir Klappbett sagen), aber damals war der Satz: ich gehe in die Kiste durchaus angebracht.



Nach dem Ende der Führung sehen wir uns noch ein wenig im Garten um.

Gartenansicht

Gartenfasade
Von hieraus wollen wir jetzt weiter zur Weser.