28. Jan. 2019 bis 05. Feb. 2019
Der Rest der Reise soll uns nun durch das Landesinnere über Rennes und Reims nach Hause führen.
Müde von den Bildern der Küste kommen wir in Lannion an.
Der Stellplatz liegt ruhig in einem kleinen Industriegebiet, ziemlich einsam, trotzdem mit kurzem Weg in die Stadt, N 48° 47.923 W 003° 34.999, keine Ver-/Entsorgung, kein Strom, kostenlos
Schon als wir am späten Nachmittag ankommen regnet es. Den ersten Eindruck gewinnen wir im Dunkeln und wir kommen bei dem Regen auch schnell wieder zurück zum Wohnmobil.
Am nächsten Morgen hat sich das Wetter geändert. Von leichtem Regen hat es sich zu heftigem Dauerregen gedreht.
Zunächst faulenzen wir im Mole. Zum Nachmittag treibt uns der Hunger nach Kuchen in die Stadt, aber nur bis zur nächsten Bäckerei und dann zurück ins Trockene.
Wir hatten gedacht heftiger Dauerregen sei die Krönung des Wetters, wir werden eines Besseren belehrt, der Hagel, der anschließend auf den Mole prasselt und den Parkplatz fast weiß färbt, toppt das Ganze nochmals.
Eiszapfen und Hagelkörner am Mole
Am Morgen geht es deshalb weiter. Durch das Landesinnere wollen wir, grobe Richtung, zurück nach Hause fahren.
Unser Ziel ist Josslin, eine Stadt die zum Department Morbihan gehört. Wir kommen auf etwa 150 m über NN, es wird noch besser mit dem Wetter, der Winter holt uns ein.
Schnee in der Bretagne
der Parkplatz Place Saint-Martin ist auch Stellplatz für Wohnmobile, N 47° 57.361 W 002° 33.033, Ver-/Entsorgung, kein Strom, kostenlos
Wir ziehen uns warm an und gehen in die Stadt.
Schöne Fachwerkhäuser in Josselin
Die Basilique Notre-Dame du Roncier (Anfänge aus dem 11.Jahrh.) ist das monumentale Grabmal des Olivier de Clisson und seiner Ehefrau Marguerite de Rohan
Die Stadt hat auch im Stadtkern ihren alten Charakter behalten.
Das Schloss ist seit dem Jahr 1407 im Besitz der Rohans. Es wurde mehrfach geschleift, aber immer wieder größer und wuchtiger aufgebaut.
Das Wetter wird wieder schlechter, es geht zurück zum Mole.
Durch die Broceliande, den bretonischen Wald, fahren wir nach Rennes.
Ins Val-sans-Retour (Tal ohne Wiederkehr), kommen wir dann doch nicht, Hermann hatte Bedenken.
Die Sage erzählt, daß die Fee Morgan das Tal mit einem Fluch belegt hat. Jeder Ritter, der hier vorbeikam und mindestens einen Seitensprung auf dem Kerbholz hatte, kam aus dem Tal nicht mehr heraus.
Cesson-Sévigné bei Rennes, N 48° 07.095 E 001° 35.478, Ver-/Entsorgung, Strom, kostenlos
Der Platz liegt ruhig, allerdings ist er zu ¾ von jungen, alternativen Leuten in sehr alten Wohnmobilen belegt. Ob die Mobile noch fahren bezweifeln wir, dafür sind die Hunde umso lebhafter. Beides, die Bewohner und die Hunde sind kein Problem für uns.
Wir sind gegen Spätnachmittag da und gehen im ca. 900 m entfernten Carrefour noch einige Dinge einkaufen.
Dabei recherchieren wir gleichzeitig die Busverbindung nach Rennes. Mit der Linie C6, Haltestelle beim Supermarkt, kommt man im 15 Minuten Takt direkt in die Stadt.
Dies wollen wir am nächsten Morgen tun. Schon während der Busfahrt fängt es leicht an zu Regnen.
Hier handelt es sich um das angeblich älteste und schönste Fachwerkhaus von Rennes
Der Name Ti-Koz kommt aus der bretonischen Sprache und bedeutet „altes Haus“.
Rennes Altstadt ist sehr schön. Hier hinter der Kathedrale Saint-Pierre sieht es noch immer richtig mittelalterlich aus, auch im Regen.
Erstmal gehen wir weiter und finden richtig schöne Plätze, an denen im Moment aber noch alles geschlossen ist.
Der Regen wird immer schlimmer und richtig ungemütlich, deshalb geht es nach nur 90 Minuten zurück zum Mole.
Bei etwas besserem Wetter, könnten wir uns vorstellen etwas länger in Rennes zu bleiben und ganz sicher, wenn die Saison schon etwas fortgeschritten ist, ist Rennes eine sehr lebendige Stadt. Wir werden noch einmal vorbeikommen.
Auch der schöne Blick aus dem Fenster entschädigt nicht für den Regen.
Nach Lannion sitzen wir jetzt in Rennes, ebenfalls bei starkem Regen, in unserem Mole. So können wir uns selbst prüfen, ob unsere Geduld und unser Gleichmut auf Dauer ausreicht, für lange Zeit im Wohnmobil unterwegs zu sein.
Es ist nicht mit den 14 tägigen Urlauben zu vergleichen, bei denen man die Zeit verplant hat und auch glaubt sie ausnutzen zu müssen.
Jetzt können oder müssen wir uns zum einen sagen, dann bleiben wir halt 2 Tage ohne Action stehen und sehen dann weiter. Zum anderen sollte uns klar sein, eh nicht alles sehen und erleben zu können, also wenn irgendetwas fehlt, was soll’s.
Ob wir das können wird sich zeigen.
Auf der Rückfahrt wollen wir Kilometer machen und nur noch 2 Orte anfahren, Chartres und Reims. Daher geht es ab jetzt über die Autobahn auch wenn die Maut für das Gefühl deutscher Autofahrer überraschend hoch ist. Für die Strecke von Rennes bis Reims, ca. 550 km wobei die Autobahnen rund um Paris mautfrei sind, haben wir rund 100 Euro gezahlt. Aber die Autobahn ist in einem sehr guten Zustand und der Verkehr hält sich in Grenzen.
Chartres steht auf dem Plan wegen seiner großen Kathedrale. Sie gehört auch zum Weltkulturerbe und Christa hatte bei Arte eine Reportage über den Mont-Saint-Michel, Reimes und Chartres gesehen und wollte es jetzt selbst erleben.
Es geht aufs Wochenende zu und bei der Anfahrt nach Chartres sehen wir schon wieder „Gelbwesten“ die an den Einfahrtskreiseln stehen.
Aber dann sieht man schon aus einiger Entfernung die Kathedrale von Chartres.
Der Parkplatz, kein Stellplatz eigentlich nur für PKW, auf dem wir stehen können, ist so nah, das alles gut zu Fuß erreichbar ist.
Zu allererst geht es zur Tourist-Info, um zu sehen welches Infomaterial es dort in Deutscher Sprache gibt.
Beim Herumspazieren sieht man reizvolle Stadtansichten
Nach kurzem Weg stehen wir dann vor der Kathedrale von Chartres.
Die Westfassade wurde, wie sie heute noch steht, um 1150 vollendet
Die große Rose in der Westfassade hat einen Durchmesser von 13,50 m. Sie stellt das jüngste Gericht dar und entstand im 12.Jahrh
Das mittlere Fenster unter der großen Rose hat den Titel: Das Leben unseres Herrn. Alle Fenster sind noch Original
Auch die Große Fensterrose am nördlichen Querschiff (Rose de France) ist Original und ist mit 1230 datiert. Sie ist der Allerheiligsten Jungfrau gewidmet
Hier ist der Eingang zur Kathedrale. Das Südportal wurde nach einem Brand erst im 13.Jahrh. in seiner jetzigen Ausführung errichtet.
Das südliche Seitenportal von innen (hier sieht man einen alten und unrestaurierten und einen neuen restaurierten Bereich)
Der Chorumgang mit seinem sehr fein ziselierten Stein, wurde im 16.Jahrh. erbaut. (Auch hier der Kontrast: Alt und schon neu restauriert.)
Die gegenüberliegende Seite ist schon fertig restauriert
Hier sieht man wie detailreich damals gearbeitet wurde
Bei dieser Darstellungsgruppe handelt es sich um die Anbetung der Weisen
Wir sind nach der Besichtigung immer noch nicht entschieden, ob wir die wirklich „krasse“ Restaurierung schön finden oder ob wir es kitschig finden.
Im Moment, wo es auch noch die unrestaurierten Bereiche gibt, ist es interessant zu sehen, was die Jahrhunderte mit Rauch und Umweltverschmutzung doch so angerichtet haben, und wie es vielleicht damals ausgesehen haben mag, aber vollständig restauriert könnte es schnell wie „Disneyland“ wirken. Trotzdem, nach all den vielen Kirchen und Moscheen die wir bisher schon gesehen haben, hinterlässt Chartres einen großen Eindruck und wir können uns vorstellen wie beeindruckend es für die Pilger in früheren Jahrhunderten gewesen sein muss.
So hatten wir ein Thema für die Autobahnfahrt nach Reimes, das wir am nächsten Tag gegen Mittag erreichen.
Übernachtet hatten wir freistehend in Ablis, einem kleinen Ort 30 km hinter Chartres in Richtung Paris, auf einem Parkplatz am Friedhof, N 48° 31.128 E 001° 50.310.
Der offizielle Stellplatz in Reims liegt etwas versteckt hinter einer Jugendherberge. Zur Einfahrt auf das Gelände benötigt man einen Code für die Schranke, den man per Telephon (Hinweis an der Schranke) erfragt, N 48° 54.610 E 002° 57.260, Ver-/Entsorgung, kein Strom, kostenlos, 5 Minuten zur Innenstadt
Am Samstag Nachmittag gehen wir Geschäfte bummeln, mal wieder gucken was es so gibt zb. bei Galerie Lafayette.
Beim Bummeln kommen wir an den Markthallen vorbei und entdecken einen Flohmarkt, so was hat uns früher immer sehr interessiert, heute stellen wir fest, das Interesse ist verflogen.
Wir bummeln noch ein wenig weiter, kommen an einer Boulangerie vorbei besorgen uns dort Brot und Gebäck und gehen wieder zurück zum Mole.
Sonntag Morgen kommt auch die Sonne wieder ab und an mal zum Vorschein, wir gehen zur Besichtigung der Kathedrale Notre-Dame von Reims mit dem daneben liegenden Palais Du Tau. Beides gehört auch zum Weltkulturerbe.
Direkt gegenüber der Kathedrale ist die Tourist-Info. Wir fragen nach deutschsprachigem Infomaterial. Das gab es in fast allen Tourist-Info’s, sogar kostenlos.
Am Chorhaupt im Süden sieht man eindrucksvolle gotische Strebepfeiler.
Der Fassadenauschnitt vom rechten Turm der Westfassade. Hier ist auch der Eingang
Die Westfassade der Kathedrale Notre-Dame von Reims aus dem 13.Jahrh. ist eindrucksvollste Gotik, angelehnt an Chartres und noch verfeinert
Meisterwerke der Bildhauerarbeiten am linken Eingangsportal
Im Innern sieht man das einige der Glasfenster durch Zerstörung fehlen
Bei den noch vorhandenen Originalen sieht man die Schönheit dieser vom Ende des 13.Jahrh. stammenden Glasfenster
Fehlende Glasfenster wurden in der neueren Zeit von modernen Künstlern ersetzt seit 1974 drei Fenster von Marc Chagall
Seit 2011 Buntglasfenster von Imi Knoebels ( ein in Dessau geborener Künstler), angefertigt anlässlich der 800 Jahr-Feier
Nach dem Besuch der Kathedrale sehen wir uns das Palais du Tau an. Ein Gebäude direkt neben an, es ist der erzbischöfliche Palast. Hier verbrachten die Könige von Frankreich die Nacht vor ihrer Krönung. Nach der Zeremonie fand dann im Festsaal ein Bankett statt (das erste im Jahr 990 , das letzte im Jahr 1825)
Direkt neben der Kathedrale steht das Palais du Tau
Im großen Festsaal fanden nach der Krönungszeremonie die Bankette statt. Heute hängen hier auch die Tapisserien, die früher an der Innenseite der Chorschranke hingen, und in der Zeit von 1530 entstanden sind
Nach dem Besuch des Museum mit seinen Kunstschätzen haben wir erst einmal genug „Input“ wie man so schön sagt und schlendern noch ein wenig durch die Stadt und dann zum Mole.
Das Reims auch die heimliche Hauptstadt der Champagne-Ardenne ist und viele Champagnerkellereien hier ihren Hauptsitz haben und Kellerführungen mit Verkostungen anbieten, müssen wir uns für ein nächstes Mal aufheben.
Wir tanken in Luxembourg nochmal voll, übernachten in der Nähe von Trier in Schweich auf einem Parkplatz an der Mosel, N 49° 48.884 E 006° 45.099, keine Ver-/Entsorgung, kein Strom und fahren die restlichen Kilometer zügig über die Autobahn nach Hause.