04.Februar 2024 bis 08.Februar 2024
Unsere Route führt uns jetzt am Anfang immer weiter in Richtung Osten.
Mo. 5.02.2024
Der Blick heute morgen aus dem Fenster ist trostlos. Wer um diese Jahreszeit hierher fährt darf sich nicht wundern wenn die meisten Objekte noch geschlossen sind. Das Museum des historischen Silberbergwerk ist zwar offen, aber wir werden heute wohl nicht vor die Türe gehen. Regen, Wind und 5° lassen uns im warmen Mole bleiben.
Der Blog will auch weiter geschrieben werden. Je länger man wartet um so mehr verblassen die Erinnerungen für das Reisetagebuch.
Wir verschieben die Besichtigung auf morgen.
Di. 6.02.2024
Heute morgen ist der Himmel freundlicher und wir machen ein Foto von unserem Stellplatz.
Silberbergwerk Tarnowskie Góry, Parkplatz, N 50° 25.543 O 018° 51.092, keine Ver-/Entsorgung, kein Strom, frei
Heute starten wir mit der Besichtigung.
Um 10.00 Uhr gehen wir erstmal einfach um die Ecke und sind am Eingang. Allerdings erfahren wir, daß anders sprachige Führungen vorab gebucht werden müssen. Die nächste wäre Morgen möglich gewesen (hätten wir vielleicht gestern vor die Türe gehen müssen !!!!).
In Verbindung mit dem eigenen Handy gibt’s die Möglichkeit sich einen Audioguide herunterzuladen.
Der gesamte Rundgang dauert ca. 2 Stunden.
Zu Beginn der Führung werden alle Teilnehmer mit einem Helm ausgestattet. Wir werden in später noch zu schätzen wissen.
Das historische Silberbergwerk (Zabytkowa Kopalnia Srebra) mit seiner Wasserhaltung (Bergbau) wurde am 9. Juli 2017 von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Das Bergwerk ist eines der wichtigsten Kulturdenkmäler Oberschlesiens.
Die gebückte Haltung, in der man die meiste Zeit läuft, geht schwer ins Kreuz.
Jetzt können wir gut nachvollziehen warum es für Bergleute besser war klein zu sein und woher die Geschichten mit den Zwergen und der Kinderarbeit kommt. Das ständige „Klong“, wenn der Helm wieder an der Decke angestoßen ist, zeigt wie notwendig die Haltung für uns aber ist.
Ein Blick in die alten Stollen unter Tage.
Mit Darstellungen der Bergarbeiterwelt von damals.
Der Tiefe Friedrichstollen ist ein ehemaliger Bergbaustollen zur Entwässerung. Er wurde als Teil der 1784 errichteten Friedrichsgrube angelegt. Der Stollen hat eine Länge von 4568 Metern und besitzt 25 Lichtschächte.
Ein 600 Meter langer Abschnitt des Stollens wird seit 1957 unter dem Namen Sztolnia „Czarnego Pstrąga“ (Schwarze Forelle-Stollen) für touristische Zwecke genutzt und ist Teil der Route der Technischen Denkmäler in der Woiwodschaft Schlesien. Der Stollen wird zwischen zwei Lichtschächten („Ewa“ und „Sylwester“) mit Booten befahren.
Hier ist der Start zur Bootsfahrt unter der Erde.
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Nach der Bootsfahrt kommt man, bis man wieder draußen ist, noch an einigen Stolleneingängen vorbei.
Wieder im Tageslicht angekommen gehen wir noch durch das Freilichtmuseum.
Wir besichtigen die Außenanlagen rund um das Museumsgebäude. In Tarnowitz wurde am 19. Januar 1788 die erste Dampfmaschine im Königreich Preußen (die dritte auf dem europäischen Festland) in Betrieb genommen. Sie trieb die Entwässerungsanlage der Tarnowitzer Erzbergwerke an.
Das Freilichtmuseum von Dampfmaschinen.
Dampfmaschinen auf dem Außengelände
Hier kann man eine der wohl größten Dampfmaschinen-Sammlungen Europas erleben.
Unser krummer Rücken fordert noch etwas Bewegung in aufrechter Haltung.
Erst fahren wir in Richtung Innenstadt und dort zum Lidl-Parkplatz. Wir kaufen noch etwas ein und lassen dann den Mole dort stehen und starten noch zu einem kleinen Stadtrundgang bis zum Rynek, dem Marktplatz.
In Tarnowitz, der Marktplatz mit der evangelischen Kirche
Der Rynek mit dem historischen Rathaus und dahinter das Cochlers Haus. Das Gebäude wurde wahrscheinlich Ende des 17. Jahrhunderts gebaut. Bis 2020 war es der Sitz der ältesten Apotheke der Stadt.
Das Rathaus, entstanden in den Jahren 1896-1898. Ein dreistöckiges Gebäude mit einer Fassade, die mit glänzenden Klinkerziegeln bedeckt war, die bei der Reinigung in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts zerstört wurden. Links daneben das Cochlers Haus.
Die Evangelische Kirche des Erlösers, die 1780 errichtet wurde.
Tarnowitz ist eine nette kleine Stadt, die im Sommer sicherlich auch viele Lokale zum draußen sitzen bietet.
Nach dem Stadtbesuch geht es für uns weiter bis nach Auschwitz.
Dabei kommen wir durch Chorzow (ehemals Königshütte). Wir können das Hauptpostgebäude von oben sehen.
Durch Katowice fahren wir auf der DK79 (Droga krajowa in Deutschland eine Landesstraße).
Katowice, eine Industriestadt voller Verkehr und mehrspuriger Strassen.
Die Stadt entwickelte sich von einem unbedeutenden schlesischen Dorf zu einer Industriestadt, die ab 1871 Teil des Deutschen Kaiserreichs war und nach dem Versailler Vertrag mit der Teilung Oberschlesiens im Jahr 1921 an Polen fiel.
Wir erreichen den Parkplatz für Wohnmobile gegen 17.00 Uhr. An der Kasse ist niemand. Mal sehen wie es morgen ist. Wir stehen wiedermal alleine.
Zur Besichtigung starten wir auch erst Morgen
Auschwitz, Wohnmobilstellplatz am Muzeum/Parking, N 50° 01.638 O 019° 11.959, Ver-/Entsorgung, kein Strom, € 14,00
Die touristische Anlage rund um das Ausstellungsgelände ist riesig. Parkplätze, Hotels und Imbissbuden sind vorhanden. Sie haben zwar zum großen Teil noch nicht geöffnet, aber der Andrang muß in der Saison gewaltig sein.
Mi. 7.02.2024
Um 10.00 Uhr stehen wir vor dem Eingangsbereich zum Konzentrationlager Auschwitz. Wir erwerben eine Führung in deutscher Sprache, die um 10.45 Uhr startet.
Der Besichtigungsweg führt durch eine Unterführung zum Lager Auschwitz I, dem Stammlager. Die Namen von im Lager umgebrachten werden mit Geburtsdatum und Wohnort über Lautsprecher verlesen.
In den ehemaligen Gebäuden des Stammlagers ist heute das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau untergebracht.
Der gesamte Ablauf ist genau getaktet. Die gesamte Führung hier dauert ca. 2,5 Stunden.
Das Tor zum Konzentrationslager Auschwitz I, mit der berüchtigten Überschrift "ARBEIT MACHT FREI"
Gruppe auf Gruppe wird in kurzem Abstand "durchgeschleust". Es wird alles fotografiert, der Rhythmus ist vorgegeben. Ein Bisschen fühlen wir uns an Pompei oder Neuschwanstein erinnert und wissen gleichzeitig nicht ob man so empfinden darf.
Wir sind erstaunt wie viele Besucher es trotz der Jahreszeit und des Wetters gibt, keine Ahnung wie voll das im Sommer hier sein wird.
In den Ausstellungsräumen wird versucht ein Eindruck von Auschwitz-Birkenau zu vermitteln.
Alle Wertgegenstände wurden zur Weiterverwertung gesammelt, hier Prothesen der Ermordeten.
Ein Berg von Schuhen, für uns beeindruckend das es alle Sorten von Schuhen sind, Männer- und Frauenschuhe aller Qualitäten wie auch aller Größen bis hin zu kleinsten Kinderschuhen.
Besonders eindrucksvoll auch die Koffer von in Auschwitz ermordeten Menschen, alle mit Name und Anschrift gekennzeichnet, ein Zeichen für deren Hoffnung auf das Weiterleben bis zuletzt.
Diese Berge von Schuhen und Koffern haben uns mehr bewegt als die Tonnen von menschlichem Haar, die in einem weiteren Raum gezeigt werden. Gefunden bei der Befreiung des Lagers und die man aus Respekt vor den Opfern nicht fotografieren darf.
Die Trennung mit elektrisch geladenem Stacheldraht zwischen dem Männer- und dem Frauenlager.
Hier steht die Gaskammer und das Krematorium von Auschwitz I, in dem mit den Vergasungen begonnen wurde.
Der Eingang zur ersten Gaskammer.
Das Krematorium zur ersten Gaskammer.
Der gesamte Eindruck der Ausstellung ist eigentlich nicht zu erfassen.
Die Zahlen kann man hören und lesen, sind aber nicht vorstellbar. Die Masse von 1,3 oder 1,5 Millionen getöteter Menschen lässt sich nicht erfassen. Das ist industrieller Ablauf und verliert damit alles menschliche.
In der Eintrittskarte ist auch der Besuch des Vernichtungslagers Birkenau (Auschwitz II) enthalten.
Mit einem Shuttlebus kommt man vom Haupteingang hin und zurück.
"Tor des Todes" und die Bahnrampe auf der ein Teil der Selektionen stattfand.
Gedenktafeln für die Opfer des Vernichtungslagers in allen Sprachen der Opfer, vor den gesprengten Überresten der Gaskammern und Krematorien von Auschwitz II.
Übergebliebene Stein-Baracken, die vor der Lagerzeit als Tierställe genutzt wurden.
Eingang in eine Baracke, die als Beispiel restauriert wurde.
Auf drei Ebenen wurde geschlafen, die Untersten auf dem Boden, der nur in manchen Baracken einen Steinboden hatte, ansonsten war das der sumpfiger Grasboden.
Hier ein Beispiel eines "komfortableren" gepflasterten Steinbodenbelag in einer Häftlingsbaracke.
Die Holzbohlenwege wurden für die Touristenströme errichtet.
Hier sind wir nochmal eine gute Stunde unterwegs.
Ein Blick auf unsere Bewegungs-App zeigt, daß man gut zu Fuß sein sollte. Wir sind insgesamt ca. 11 km gelaufen.
Der ganze Besuch war schon sehr beeindruckend.
Die Reaktion der Besucher ist sehr unterschiedlich. Es gibt manche, die ihre Tränen nicht zurück halten können, und andere die mit Selfie-Stick die gleichen Instagram-Fotos schießen, wie an jedem anderen Hot-Spot der Welt.
Gegen 15.00 Uhr sind wir wieder zurück am Mole und es fängt an zu regnen. Gottseidank war es während unserer Besichtigungstour trocken. Bis zum Abend bleiben wir im Mole.
Zum Abendessen gehen wir in das Restaurant des gleich um die Ecke liegenden Hotels Imperiale.
Beim Essen besprechen wir nochmal unsere Eindrücke. Wir sind immer noch ganz erschlagen davon. Der Grundtenor ist immer noch „unfassbar“, sowohl in der Vorstellung als auch in der Tatsache
Do. 8.02.2024
Bei unserer Abfahrt sehen wir nochmal die Lagerbaracken.
Zwischen Przeciszów und Zator kommen wir am Freizeitpark Energylandia vorbei.
Der riesengroßen Freizeitpark Energylandia wurde in 2014 eröffnet. Er soll der größte in Polen sein. Im Moment ist er geschlossen.
Energylandia hat die meisten Rollercoaster (Achterbahnen) europaweit!
Nur allein beim Anblick wird uns schwindelig.
In Zator mit seinem großen Rathaus
umrunden wir den Rynek.
Dann geht es weiter durch Kleinpolen.
Auf einer Straße die uns an die eben gesehene Achterbahn erinnert, kommen wir zu unserem nächsten Ziel dem Kalvarienberg in Zebrzydowska.
Der Parkplatz ist wieder mal total leer und langsam haben wir winterliche Verhältnisse. Wir kommen ja auch in die Beskiden, ein Gebirge am Rande der Karpaten.
Hier könnten wir auch ohne Probleme die Nacht über stehenbleiben.
Der Start zum Aufstieg zur Basilika St. Maria.
Der Kalvarienberg ist ein weiteres UNESCO-Weltkulturerbe auf unserer Fahrt. Seit 1999 gehört die Wallfahrtsstätte zum Welterbe der UNESCO.
Papst Johannes Paul II vor der Basilika
Der Rajskiplatz vor der Basilika eingefasst mit lauter Heiligen.
Das Portal der Basilika ist nicht der Eingang.
Durch einen Nebeneingang kommt man in die Basilika Mutter-Gottes-von-den-Engeln.
Der Altar der Basilika.
Noch eine Detailansicht vom Altar.
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Die Deckenmalerei in der Basilika ist beeindruckend.
In einer der Seitenkapellen findet man das Marienbild von Kalwaria, daß das Ziel vieler Wallfahrten wurde.
1641 wurde dem Kloster das Ölgemälde einer Muttergottes aus dem 17. Jahrhundert gestiftet, laut der Überlieferung soll das Bild zuvor geweint haben. Das Wunder wurde 1656 von der Kirche als solches anerkannt und man errichtete eine eigene Kapelle für die Heilige Maria von Kalwaria.
Anschließend gehen wir nach draußen durch die weiteren Gebäude auf dem Berg. Hier der Kreuzgang
Vorbei an den Pilgerstäben, die jede Pilgergruppe vor sich her trägt.
Durch den Innenhof geht es weiter.
Auf der Südseite verlassen wir den Gebäudekomplex.
Am Ende unseres Besuches finden wir ein Foto, das den Rummel in der Karwoche zeigt. In der Karwoche finden hier die große Passionsspiele mit Hunderttausenden von Menschen statt. Über eine Million Pilger kommen jedes Jahr in die Anlage. Die 40 Pilgerziele liegen malerisch auf den umliegenden Hügeln und im Cedron-Tal verstreut.
Jetzt erklären sich für uns auch die vielen Parkplätze.
Anschließend geht unsere Fahrt weiter nach Krakau.
Wir wollen zum Stellplatz: Camping nr. 103 „Clepardia", Henryka Pachońskiego 28, 31-223 Kraków,
N 50° 05.697 O 019° 56.470, (keine Versorgung während der Wintermonate), Entsorgung und Strom, € 25,00
50 Meter vom Stellplatz gibt es eine neue Straßenbahn Haltestelle der Linie 18. Damit ist man in 20 Minuten im Zentrum.
Der Platz kann auf begrenzten Plätzen auch im Winter genutzt werden. Nach einem kurzen Telefonat öffnet sich das Tor.
Es gibt in der Winterzeit keinen Service am Platz, alles wird per Telefon erledigt.
Man kann die geteerten Flächen nutzen. Die Wiesenflächen dürfen nicht befahren werden.
Wir haben nochmal auf dem Platz umgeparkt. Direkt vor der Rezeption ist der beste WLAN Empfang.
Unsere einzigen Mitbewohner auf dem Campingplatz, eine Horde Raben.
Seit unserer Ankunft regnet es wieder. Deshalb bleiben wir heute wieder im Mole und nutzen das WLAN und starten morgen bei hoffentlich besserem Wetter zu unserer Besichtigungstour von Krakau.