Sonntag 19.Juni 2022 bis Mittwoch 22.Juni 2022
Sonntag Morgen verlassen wir unseren schönen Stellplatz am Meer und fahren wieder entlang des Tyrrhenischen Meeres Richtung Cerveteri.
In Cerveteri steht der alte Palazzo Ruspoli, daran fahren wir aber vorbei. Wir wollen zu den etruskischen Nekropolen.
Cerveteri war eine der bedeutendsten Etruskerstädte. Der Ort wurde in seiner Glanzzeit durch den Export von Eisenerz rasch zu einer der größten, bevölkerungsreichsten Küstenstädte Süd-Etrusiens. Die Blütezeit der Stadt war das 7. und 6. Jahrhundert v. Chr. Mit seiner Macht konnte sich nur Tarquinia messen.
Hier findet man in der etruskischen Nekropole tausende Gräber, die teilweise unterirdisch liegen und mit Fresken ausgemalt sind. Seit 2004 gehören die Nekropolen zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Ein besonderes Fundstück war der Etruskische Ehegatten-Sarkophag.
Der Ehegatten-Sarkophag wurde 1845 in der Banditaccia-Nekropole von Cerveteri entdeckt. Die Entstehungszeit ist um 520 v. Chr. datiert. Das Original befindet sich heute im Louvre in Paris.
Die Banditaccia-Nekropole aus der der Sarkophag stammt.
In der Hitze geht es an den Grabstätten entlang.
Ein großer Teil der Nekropole von Cerveteri liegt auch heute noch unter der Erde.
Wir fahren weiter. Es geht durch das Latium, durch typische italienische Kleinstädte.
Die Altstadt von Manziana
weiter durch Oriolo Romano in Latium
Durch Vejano, in der Nähe von Viterbo.
An der Altstadt von Viterbo vorbei, die eine vollständig erhaltene Stadtmauer aufweisen kann.
Ganz frisch angelegte Haselnuss-Plantagen in der Toskana
Unser nächstes Ziel ist Bomarzo.
Dieses malerische Städtchen liegt am Fuß des Monte Cimino, umgeben von den Tälern des Tibers mit ihren Obsthainen. Wir haben auf der Herfahrt viele Haselnuss -Plantagen gesehen.
Bomarzo hies früher Polimartium (die Stadt des Mars), was etruskische und römische Wurzeln nahelegt.
Die Durchgangsstrasse in Bormazo ist nicht besonders breit aber auch nicht besonders eng, aber rechts geht es sehr tief hinab.
Bomarzo, Parkplatz, N 42° 29.422 O 012° 15.016, keine Ver-/Entsorgung, kein Strom, frei
Von unserem Stellplatz in Bomarzo haben wir einen weiten Blick über die bewaldeten Berge und Täler. Eine ganz andere Landschaft als die Küste der letzten Wochen oder die kahlen Berge im Landesinneren Süditaliens.
Die Treppen hinauf geht es in den engen Ortskern.
Als wir in den Ort kommen ist die Hauptstraße für den Autoverkehr kurzzeitig gesperrt.
Eine Prozession bewegt sich durch den Ort.
In einem Restaurant, dem Tutto n'Arto Magna, kehren wir ein, direkt daneben ist eine Metzgerei. Wie bei uns in Deutschland gilt auch hier, Metzgerei und Gaststätte passen zusammen.
Die Karte hat lokale Gerichte, sehr fleischlastig.
Unser Heimweg, nach dem Abendessen im Restaurant Tutto n'Arto Magna, führt uns wieder die Straße runter, die wir bei der Ankunft schon mit dem Mole gefahren sind.
Weiter, wieder über die Piazza Bruno Buozzi und wieder in einem alten Gang unter den alten Häusern hindurch auf die andere Seite der Stadt.
Wir kommen aus den dunklen Gassen und dem dunklen Durchgang und sehen den Himmel über dem Mole, leuchtend rot, Sonnenuntergang. Die Farben sind nicht gefakt.
Mit vollen Bäuchen liegen wir danach im Mole.
Gestern Abend hat sich noch ein "Aquarium" neben uns gestellt.
Am nächsten Morgen haben wir vom Mole aus einen kurzen Weg zum Sacro Bosco.
1552 schuf Vicino Orsini in Bomarzo eine ganz besonderen Parkanlage, den Garten der Monster. Er bevölkerte seinen „ Heiligen Wald“, den „Sacro Bosco“, mit gigantischen Figuren von Schildkröten, Elefanten, Nymphen und anderen Figuren der Antike.
Nach seinem Tod kümmerte man sich jahrhundertelang nicht mehr um den Park, der erst jetzt von seinen neuen Besitzern wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.
Von unserem Stellplatz aus sind es nur 500 m den Berg hinunter.
Lageplan des Sacro Bosco ( zu deutsch:Heiliger Park) oder heute bekannter unter dem Namen "Park der Ungeheuer".
Die Figuren der Ungeheuer: Proteo-Glaukos Nr. 3 (auf dem Lageplan)
Ercole (Herkules) Nr.6
Diesmal wird auch Christa, die sonst alle Bilder macht, mit fotografiert. Danke an die netten Franzosen, die wir hier kennenlernten.
Tartaruga, "rätselhafte Frauengestalt" auf einer Schildkröte Nr.7
Ungeheuer !!! Nicht alles sind wirklich Ungeheuer, sondern wirklich übergroße Steinfiguren, hier die Fontana dei Delfini Nr.12
Die Casa Pendente (das schiefe Haus) Nr.17
Die Piazzale dei Vasi Nr.26
"Ungeheuer" Donna Dormiente Nr.29
Ein großer Nettuno (Neptun) Nr.27
Drago Nr.23 und Orco Nr.22
Nur im Vergleich zu Personen kann man eine Vorstellung von der Größe der Figuren entwickeln.
Drago (Drache) Nr.23
Ungeheuer Drago Nr. 23 im Kampf mit einem Löwen
Orco Nr.22, die meist fotografierte Figur im Park
Furia Nr.32
Echidna, die Sirene mit zwei Löwen Nr.34
Detail der Echidna
Die Echindna ist eine Gestalt aus der griechischen Mythologie, halb wunderschöne Frau halb grausame Schlange. Sie soll die Mutter des zweiköfigen Orthos, des dreiköpfigen Höllenhunds Kerberos und der vielköpfigen Hydra gewesen sein, sehr furchtbar und sehr fruchtbar.
Nach dem Besuch des Parkes müssen wir wieder nach oben zum Wohnmobilstellplatz und haben nochmal die Panoramaansicht auf den Palazzo Orsini, der Bomarzo überragt.
Müde vom vielen Laufen, aber auch zufrieden mit dem Ausblick, bleiben wir noch bis zum nächsten Morgen.
Bei Civitella d'Agliano fahren wir erst einmal nach links, nicht direkt nach Orvieto
Christa war in irgendeinem Reisebericht auf den Ort Civita di Bagnoregio gestoßen. Es soll unser nächster Zwischenstopp sein. Hermann ist etwas skeptisch, nachdem er ein Foto von der zu überquerenden Brücke gesehen hat
Unserer erster Blick auf Bagnoregio, noch nicht so besonders spektakulär.
Der Ort Bagnoregio hat einen großen Parkplatz auf dem auch Wohnmobile stehen dürfen.
Von dort sind es durch Bagnoregio bis zur Civita di Bagnoregio ca. 1,5 km zu Fuß, bis zu der Brücke, die eine Länge von 300 m hat.
Wir laufen in Bagnoregio auf dem Corso Giuseppe Mazzini einmal durch die Stadt.
Auch hier gibt es interessante Seitengassen.
Eine alte Stadtansicht von Civita di Bagnoregio, der damals verlassenen Stadt.
Civita di Bagnoregio zählt zu den città che muoiono (dt. „sterbenden Städten“), von denen es Hunderte in Italien gibt, da immer weniger Menschen in den kleinen, nur mühsam erreichbaren Bergdörfern mit durch Bodenerosion und Erdrutsch absturzgefährdeten Gebäuden verbleiben wollen. Um 1990 lebten in Civita di Bagnoregio zurückgezogen nur noch sieben alte Menschen, bis ein Ex-Manager aus Rom und in Folge zahlreiche Aussteiger und Naturschwärmer den Ort entdeckten und durch Aufkauf und Sanierung die verlassenen Bauruinen wiederbelebten.
Ein erster Ausblick auf Civita di Bagnoregio und die Brücke zeigt uns, heute ist es keine verlassene Stadt mehr.
Civita di Bagnoregio und der Blick von Hermann auf die Brücke zur ehemals verlassenen Stadt.
Hermann ist immer noch skeptisch ob er den Weg über die Brücke antreten soll.
Trotz aller Skepsis starten wir den Weg über die 300 m lange Brücke.
Als wir die Brücke überquert haben kommt uns der Krankenwagen von Civita di Bagnoregio entgegen. Ein Spezialfahrzeug extra auf die enge Brücke und die Treppenstrassen zugeschnitten.
Bei der Vorstellung mit gebrochenem Bein auf der Ladefläche transportiert zu werden ist uns klar:
Hier wird uns nichts passieren.
Durch das Tor Porta Santa Maria kommt man in die Stadt.
Seit seiner "Neuentdeckung", nimmt die Zahl der, als Zweitwohnsitze, instand gesetzten Gebäude zu, und eine US-amerikanische Universität veranstaltet hier ihre Sommerkurse. Heute ist der Ort auch zum Ferienwohnsitz von Künstlern geworden.
Nach dem Tor kommt man zur Piazza San Donato. Wirklich alles sehr gepflegt, von einem Verlassenen Ort nichts mehr zu sehen.
Ein großer Platz vor der Kirche San Donato
Hermanns Hut wird am öffentlichen Brunnen wieder "gewässert".
Wir schlendern durch den Ort, vorbei am Restaurant Antico Frantoio
und weiter durch gepflegte alte Gassen.
Der Ort ist wieder richtig zum Strahlen erweckt worden. Mit genügend finanziellen Mitteln ist halt vieles zu bewerkstelligen.
Wir sind wieder am Ausgang von Civita di Bagnoregio und sehen Reste, von denen wir nicht wissen ob sie zur alten Brücke gehört haben. Sie müsste dann noch viel höher gewesen sein, eine Art Aquädukt. Nichts desto trotz müssen wir, zwar auf der Neuen, aber wieder zurück.
Der Rückweg über die Brücke ist geschafft. Hermann hat sich selbst übertroffen.
Hier treffen wir auch die beiden Franzosen aus Bomazo wieder. Sie wollen weiter nach Matera und letzten Endes auf ihrer Reise bis in die Türkei.
Hier muß jetzt ein Selfi , mit Blick zur Brücke zum "ehemaligen" Geisterdorf Civita di Bagnoregio unbedingt sein. Hermann's Brustumfang ist um mindestens 10 cm gewachsten, Gott sei dank aber nicht der Bauch.
Wir fahren weiter nach Orvieto, vorbei an Castiglione in Teverina, wieder ein alter Ort hoch oben auf einer Bergspitze. Italien ist voll mit solchen alten Ort, mal mehr und mal weniger gut erhalten.
Orvieto, Wohnmobil-Stellplatz, N 42° 43.529 O 012° 07.575, Ver-/Entsorgung, Strom, € 20,00
an der Talstation des Funikulars zur Altstadt
Orvieto liegt auf einem riesigen Tuffsteinblock über dem Fluß Paglia. Sie ist berühmt für ihren gleichnamigen gelblichen Weißwein. In den Tuff unter der Stadt sind seit der Zeit der Etrusker Höhlen und Gänge gegraben worden, so das der Untergrund einem Schweitzer Käse ähnelt.
Bei der Fahrt mit dem Funicolar hat man eine Panoramaaussicht. Links unten liegt der Stellplatz.
Der Pozzo di San Patrizio ist ein historischer Brunnen, der, nachdem nach 1527 die Stadt als Zuflucht der Päpste diente, zur Wasserversorgung im Belagerungsfall dienen sollte.
Wir werfen einen Blick in den Eingang des Pozzo di San Patrizio und entscheiden die rund 500 Stufen auf der Wendeltreppe hinab und dementsprechend die 500 auf der zweiten Wendeltreppe wieder hinauf brauchen wir heute nicht.
Das besondere an den Treppen sind die beiden übereinander liegenden Wendeltreppen, die sich lediglich am Anfang und am Ende treffen.
Wir gehen auf die andere Seite des Funicolare-Ausgangs und genießen den Blick vom Belvedere an der Piazza Cahen.
Fabelhafte Aussicht vom Belvedere und damit von dem Felsplateau Orvieto's auf das Umland
Dann bummeln wir mitten durch die Stadt Orvieto über den Corso Cavour.
Die Piazza della Repubblica mit dem Torre Dodecagonale und der Chiesa di Sant'Andrea bildet das Zentrum.
Wir streunen weiter durch Orvieto's enge kleine Strassen.
Langsam bekommen wir Hunger.
Über die Piazza de' Ranieri und weiter durch kleine Strassen
Durch die Via Ripa Serancia, jetzt sind wir fast auf der anderen Seite der Stadt.
Wir haben das Ristorante Grotte del Funaro in Orvieto gefunden.
Über eine steile Eingangstreppe hinunter in das Restaurant, in einem uralten Gewölbe, das einst Teil der Stadtbefestigung gewesen sein mag.
In dem sehr schön restaurierte Gewölbekeller hat dort vor wenigen Jahren noch die größte Seilerei Orvietos gewerkelt. Funaro bedeutet Seiler, somit kann man auch sagen wir besuchen die Reeperbahn von Orvieto.
Hier soll es besonders gute aber bodenständige Kost mit einer hervorragenden Auswahl einheimischer Weine geben. Christa hatte von dem Lokal gelesen und Hermann probiert gerne solche Lokale aus.
Von unserem Platz können wir durch das nahe gelegene Fenster weit hinunter ins Tal sehen.
Auf der Karte steht ein Chianina-Menü.
Chianina-Rinder sind die größte Rinderrasse der Welt. Die weißen Rinder werden bei einer Schulterhöhe von 180 cm bis zu 1.500 kg schwer. Schon bei den Etruskern wurde diese Rasse gezüchtet. Damals als Arbeitstier heute als Lieferant für hochwertiges Fleisch.
Da kann Hermann nicht nein sagen.
Es gibt als Antipasti:
Carpaccio mit Rucola und Parmigiano
Als Primi Platti:
Ravioli mit Ragu bianco
Als Secondi Platti:
Tagliata mit gegrilltem Gemüse
und zum Schluß als Dolci:
Pirsich-Crumbel mit Zitroneneis und Mandelgebäck mit Vin Santo.
Der lange Weg hat sich wirklich gelohnt.
Nach dem Essen gehen wir noch bis zum Belvedere an der Piazza S. Giovanni.
Wir sind am, dem Funicular gegenüberliegenden, Ende der Stadt.
Zurück wollen wir durch die Via del Duomo und uns natürlich den Dom von Orvieto ansehen,
Der Dom kommt näher.
Und dann stehen wir vor dem Duomo di Orvieto, dem Dom von Orvieto.
Von der Seite, mit seiner waagerechten Schwarz-Weiß-Schichtung zeigt sich eine gewisse Ähnlichkeit mit dem von Siena.
Die gotische Fassade des Duomo di Orvieto
Die Datierung des Baubeginns der Fassade wird in der Wissenschaft zwischen 1290 und 1310 hin und her geschoben. Eine genaue Datierung ist bedeutend, um auf eine mögliche Abhängigkeit von Siena zu schließen. Eine neuere Untersuchung belegt eine Datierung des Baubeginns auf die Jahre vor 1300.
Die gotische Fassade des Duomo di Orvieto, etwas näher. Hier kann man schon die Flachreliefs und Mosaiken etwas deutlicher sehen.
Die Wandreliefs in der Sockelzone, ihr Thema ist die Entstehungsgeschichte des Menschen.
Es handelt sich um sehr detailfreudige und sorgfältige Darstellungen, die sich nur deshalb in dieser unveränderten Präzision an einer Außenwand seit 1320 gehalten haben, weil die Luft hier in Umbrien immer schon sehr gut war und ist.
Die Ansicht des Domes von der anderen Seit zeigt, mit der waagerechten Schwarz-Weiß-Schichtung, nochmal seine Ähnlichkeit mit der des Domes von Siena.
Die Fassade ist nur eine schmale Vorsatzwand vor dem Gebäude.
schmal, aber hoch
Der Innenraum des Duomo di Orvieto
Im Innenraum Figuren der Apostel
Bei unserem Rundgang im Dom entdeckt Christa einen Zeichenkurs im Innenraum, die an der freihändigen räumlichen Darstellung von Perspektiven arbeitet.
Das kennt Christa aus ihren eigenen früheren Kursen. Hier haben sie ein wirklich schweres Motiv, mit den vielen Linien.
Zuletzt kommen wir in die Kapelle San Brizio mit ihrem Freskenzyklus zu dem Thema der Geschichte des Antichristen – "Das Ende der Welt"
Besonders die Anatomie des menschlichen Körpers und seine verschiedenen Bewegungsmöglichkeiten werden dargestellt. Das Gleiche hat Michelangelo an der Decke der Sixtinischen Kapelle wiederholt.
Der Dom von Orvieto mit diesen Fresken ist schon etwas besonderes für uns gewesen, obwohl wir wirklich schon viele Kirchen, Kathedralen und Dome gesehen haben.
Wir treten unseren Weg zurück zum Mole an und sind redlich geschaffft, trotz des kühlen Innenraumes des Domes.
Nach dem Tag in Orvieto ist Christa platt, diesmal hat die Hitze ihr heftig zugesetzt. Hermann hat ebenfalls genug von Besichtigungen und wir planen für die nächsten Tage um. Keine Besichtigung, keine besondere Kultur, nur noch abhängen und langsam Richtung Meer in die Nähe von Grosetto und dort immer wenn es zu heiß wird ins Wasser eintauchen.
Wir stellen fest das die Mischung aus Hitze und seit rund 80 Tagen unterwegs sein uns an die Grenzen unserer Aufnahmefähigkeit bringt. Das Leben im Mole genießen wir noch immer, „sogar“ das Zusammenleben auf engen Raum passt, aber die Kraft für Neues in hoher Dosierung geht zu Ende.
Also geht es ab hier nach dem Motto: „Alles was wir jetzt nicht sehen, ist selbst daran schuld.“