30.Juni 2022 bis 05.Juli 2022
30.Juni: Donnerstag Morgen und wir starten vom Camping Carrara. Unsere grobe Richtung ist Aosta, wir wollen die Alpen über den Großen Sankt Bernhard Pass queren.
Google-Maps sagt uns, das die Fahrtstrecke von unserem Startpunkt aus nach Aosta, über Genua oder über Parma nahezu die gleich ist. Wir entscheiden uns für die Strecke Richtung Parma Der Weg führt durch grüne Berge. Über Genua würde es mehr durch eine Industrielandschaft gehen.
Wie meistens, fahren wir keine Autobahn, sondern wählen hier die SS62, die zwischen dem Ligurischen Apennin und dem Toskanisch-Emilianischen Apennin Richtung Norden führt. Das Tal wird durch den Fluß Magra gebildet, dort entlang führt auch die Autobahn. Die SS62 schlängelt sich mehr über die Berge.
Die SS62 mit ihren vielen Kurven ist eine beliebte Motorrad Strecke.
Die Gemeinde Aulla ist der erste Ort an dem wir vorbei kommen, er liegt noch im Tal des Fiume Magra, von dem aber kaum etwas zu sehen ist. Das breite Flussbett ist ziemlich trocken.
Pontremoli auf der SS62, im Hintergrund die Brücke der Autobahn von La Spezia nach Parma.Wir fragen uns immer, was man denn von einem Land sieht wenn man es nur über Autobahnen durchfährt, und dann freuen wir uns, das wir keinen Urlaub mehr beantragen müssen und soviel Zeit haben wie wir wollen. Das ist schon der reinste Luxus.
Auch weiter oben hat der Fluss Magra kaum Wasser.
Fahrradfahrer findet man in Italien auf jeder Strecke, je kurviger, je bergiger, je besser.
Hinter Pontremoli haben wir einen weiten Blick auf den Apennin, sozusagen das Rückgrat Italiens.
Schon öfter sind uns die roten Häuser mit der Aufschrift "ANAS Casa Cantoniera" am Straßenrand aufgefallen.
In Italien wurde wurde bereits im 19. Jahrhundert zur Instandsetzung der Straßen diese in Cantoni eingeteilt. Einem Cantone wurde jeweils ein Cantoniere zugeteilt, der für die Instandhaltungsarbeiten dieses Straßenabschnittes zuständig war und in einer an dieser Straße gelegenen Casa Cantoniera wohnen sollte.
Die meisten der Case Cantoniere wurden am Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut. Mit ihrer regionalspezifischen Architektur waren sie, bis vor etwa 20 Jahren, Teil der italienische Alltagskultur und ein frühes Beispiel für Corporate Design.
Hier wird gerade renoviert, viele waren auch schon dem Verfall preisgegeben.
Am Passo Della Cisa, auf einer Höhe von 1.040 Metern über dem Meeresspiegel, queren wir die Po/Magra-Wasserscheide, also zwischen Mittelmeer und Adria. Es ist gleichzeitig die Grenze zwischen Toskana und Emilia-Romagna.
Die Via Francigena führt ebenfalls über diese Strecke. Der alte Pilgerweg führt von den britischen Inseln nach Rom, von London über Calais, Reims, Lausanne, den Grossen St. Bernhard als Alpenübergang, Pavia, den Cisa-Pass als Übergang über den Appenin, Lucca, Siena, von dort entlang der römischen Via Cassia über Bolsena, Viterbo und Sutri. Wegen ihrer Herkunft aus Francia = Frankreich erhielt dieser Weg den Namen 'Via Francigena' (der aus Frankreich geborene Weg).
Wir haben das "richtige" Wetter, die Fernsicht ist phantastisch, nur kleine Wölkchen am Himmel.
Am Strassenrand stehen immer wieder dem Verfall preisgegebene Häuser - Lost-places
Bei Terenzo Berceto fahren wir auf der SS62 die ganze Zeit auf dem Bergkamm und können rechts und links hinunter ins Tal sehen.
Hier fahren wohl immer wieder einige gerade aus.
Der Blick in das Tal des Taro kann einen aber auch schon ganz schön ablenken.
Wir fahren auf den Monte Prinzera (786 Meter m hoch) zu, ein etwas merkwürdiger Berg .....eine Erhebung aus vulkanischem Gestein mit einer "Mondlandschaft". Das Naturschutzgebiet liegt entlang der Via Francigena.
Immer wieder Lost Places
Blick hinab ins Tal des Taro und damit in die beginnende Po-Ebene
In einigen Kehren geht es ins Tal des Taro, man braucht in Italien keine Alpen um Serpentinen zu fahren
Wir kommen bis nach Fornovo di Taro.
Fornovo di Taro, Parkplatz am Fluß, N 44° 41.586 O 010° 05.776, keine Ver-/Entsorgung, kein Strom, frei
Hier sind große, hohe Bäume, die eine Menge Schatten spenden. Außerdem ist das „Klima“ unter Bäumen ein völlig anderes, als auf geteerten oder gepflasterten Flächen.
Unser Stellplatz liegt direkt neben dem Fluß Taro, der braucht noch ca. 40 km bis er in den Po fließt, wenn denn etwas zum fließen da ist.
Die Flüsse die wir bisher gesehen haben waren alle mehr oder weniger ausgetrocknet.
1.Juli Freitag:
Wir bleiben wegen der angenehmen Lage noch einen weiteren Tag, gehen Abends in eine Pizzeria im Ort. Wir machen Siesta und wohnen am Fluss.
Morgendliche Spaziergänger in Fornovo di Taro am Fiume Taro, ein ganz besonderes Team, die Katze gehorchte genau so gut wie der Hund.
Altstadtgasse in Fornovo di Taro
Die Piazza in der Altstadt von Fornovo. Der Ort ist eigentlich sehr schön, aber zu dem Zeitpunkt an dem wir da waren, kaum belebt. Vielleicht lag das an der Hitze.
2.Juli Samstag: Abfahrt in Richtung Alpen, ……
Bei der Abfahrt von Fornovo di Taro müssen wir über die Brücke des Fiume Taro , eigentlich ein großer Nebenfluss des Po.
Wir sind in Noceto-Costa Mezzana, ein netter Ort mit einem kleinen Kirchlein. Hier müssen wir wieder umdrehen, die Strasse ist wegen Bauarbeiten nur für 2 m Breite frei.
Dann kommen wir durch Cadeo-Roveleto, wieder mit einer schönen Kirche.
Der Torrente Nure ein weiterer Nebenfluss des Po, hier gibt es gar kein Wasser mehr.
In Molino dei Torti haben wir eine weitere Zeitverzögerung.
Vor uns ist die Ortsdurchfahrt gesperrt. Ein Verkehrsunfall blockiert die Strasse. Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst sind schon vor Ort. Der Rettungsdienst erledigt die Bergungsarbeiten an einer eingeklemmten Person, die Feuerwehr sichert nur.
Da wir nicht durchkönnen, aber auch nicht umdrehen wollen, die vorgeschlagene Umleitung können wir nicht fahren, die Brücke über den Po ist nur für 2 m Breite offen, machen wir Pause und essen im Mole.
Trotz der Wasserknappheit sehen wir viele solcher Bewässerungsanlagen in der Poebene
Bei Isola Sant’Antonio überqueren wir schließlich den Fiume Po.
Ein großer Fluss sieht anders aus.
Durch die Wartezeit bei dem Unfall kommen wir später nach Casale Monferrato als gedacht.
Casale Monferrato, Parkplatz am Castell, N 45° 08.213 O 008° 26.803, keine Ver-/Entsorgung, kein Strom, frei, 200 m zur Altstadt
Casale Monferrato Wohnmobilstellplatz direkt an der Burg Castello dei Paleologi
Die Hitze ist am Abend nicht mehr ganz so groß, deshalb zieht es uns doch noch zu einem kleinen Stadtbummel.
Casale Monferrato: vorbei an der Burg Castello dei Paleologi, können wir auf ganz kurzem Weg zum Stadtbummel
Casale Monferrato hat einige Sehenswürdigkeiten in der Altstadt, direkt vor uns die Chiesa di Santa Caterina und etwas weiter hinten links den Torre Civica
Casale Monferrato erinnert uns schon wieder mehr an Norditalienische Städte, in der Via Roma gibt es Laubengänge
Wir sind am 60 m hohen Torre Civica, der Anfang entstand im 11.Jahrh. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts gaben die Paleologi den Auftrag, den Turm in Form einer Loggia zu beenden. Sie ist viereckig. Darüber befindet sich eine kleine achteckige Loggia mit Säulengang.
Auf der Piazza Giuseppe Mazzini, in der Altstadt, steht ein Reiterdenkmal, erstellt für den König von Savoyen als Dank dafür, dass er 1838 die Stadt zum Sitz des zweiten Berufungsgerichts von Piemont ernannte.
Jetzt stehen wir vor der Cattedrale di Sant'Evasio , dem Dom von Casale. Um diese Uhrzeit ist er leider nicht mehr geöffnet, dafür wird er aber von der untergehenden Sonne angestrahlt.
Die ex Chiesa di Santa Croce, eine antike Augustinerkirche, die 1344 geweiht wurde. Die Innenräume wurden während der französischen Besetzung im Piemont zu Beginn des 18. Jahrhunderts komplett ausgeräumt und entweiht. Seit 1994 dient sie als Einkaufszentrum.
Nach dem Stadtbummel in Casale Monferrato sitzen wir noch im Cafe Riviera in der Via Roma die Einkaufsstrasse in der Altstadt und sehen den am Samstagabend vorbei promenierenden Menschen zu.
Am späten Abend sind wir zurück am Mole.
Am nächsten Morgen sehen wir eine der Besonderheiten von Casale Monferrato. Es liegt direkt am am Po und bei der Menge Wasser im Fluß, ist das meiste stehendes Gewässer. Die Mücken lieben es, nur wir lieben die Mücken nicht.
3.Juli Sonntag
Zeitig am nächsten Morgen fahren wir weiter in Richtung Alpen.
In Chivasso, franz. Castelrosso, fahren wir mitten durch die Altstadt.
Vorbei an der Kirche in Chivasso, die Parrocchie di San Giovanni Battista e San Rocco, wir sind noch im Piemont.
Mercenasco Altstadt im Piemont, das Bild der Städte verändert sich wieder.
Bei Ivrea gehts über den Fiume Dora Báltea.
Die Dora Baltea entsteht in der autonomen Region Aostatal in den Grajischen Alpen bei Entrèves (1.300 m) oberhalb von Courmayeur, nahe dem Südportal des Mont-Blanc-Tunnels, aus der Vereinigung zweier Schmelzwasserbäche und ist ein weiterer Zufluss des Po.
Auf der SS26 weiter in Richtung Norden, bei Settimo Vittone haben wir schon einen ersten Eindruck von den Bergen.
Bei Pont-Saint-Martin im Aostatal. Der Ort, der in 354 Metern Höhe liegt und an das Piemont grenzt. Hier ist der Eingang zum Aostatal.
Der Wein Donnaz, ist einer aus dem Weinbaugebiet Aostatal. Diese kleine DOC-Region ist im Südosten der Region, nahe der Grenze zum Piemont gelegen.Hier, am Eingang der Norditalienischen Weinbauregion gedeihen die Reben an steilen Berghängen, zumeist in terrassierten Lagen.
In Verrès am Friedhof machen wir eine kleine Mittagspause. (man hätte auch gut übernachten können)
Montjovet im Tal der Fiume Dora Báltea im Aostatal, auch hier gibt es Weinberge.
In Montjovet auf einem Kreisel haben wir einen Hinweis auf die Frühjahr und Herbst im Aostatal stattfindenden Kuhringkämpfe.
Kurz hinter Montjovet kommt man am Castello di Chenal vorbei. Das Aostatal ist voll von Burgen.
Hinter Montjovet auf der SS26 im Aostatal
Die Landstrasse nach Aosta stellt uns plötzlich vor Schwierigkeiten. In der Nähe von Montjovet führt die Strasse eng am Berg, steil nach oben. Der Fels hängt über die Strasse und diese ist für eine Höhe ab 3 m gesperrt. Wir müssen den Hinweis übersehen haben und jetzt wird es eng. Wenn wir ganz nach links auf die Gegenspur fahren müsste es passen. So fahren wir weiter und können auch noch die 3 nächsten überhängenden Felsen passieren. Glück gehabt, auf der engen Strasse wenden oder ein langes Stück rückwärts fahren wäre blöde gewesen.
Bei dem kleinen Weiler Gros Breil kurz hinter Châtillon, hat Christa die erste Erinnerung an Bilder, an eine vor mehr als 40 Jahren statt gefundene Reise mit Ihrer Mutter. Hier hat sich nicht viel verändert.
Bei dieser Reise gab es eine Busrundtour von Montreux über Martigny, den Großen Sant Bernhard Pass nach Aosta durch den Mont Blanc Tunnel nach Chamonix und wieder zurück, eine Drei-Länder-Tour.
Auch im Aostatal laufen die Bewässerungsanlagen, hier nicht für die Felder sondern für die Wiesen.
In Aosta gibt es einen Stellplatz, zentral, neben einer Hauptdurchgangssstrasse, auf einem Parkplatz umgeben von Wohnhäusern.
Camper Parking Area - Camper Park, der Wohnmobilstellplatz an der Via Caduti del Lavoro in Aosta.
Hier gefällt es uns nicht. Bei der Hitze zwischen Häusern auf geteerter Fläche wollen wir nicht übernachten.
Wir fahren weiter.
In Aosta, kommen wir am Torre del Lebbroso, einem alten Burgturm vorbei.
In Sarre sehen wir wieder eine der vielen Burganlagen, hier das Castello Reale di Sarre.
Wir haben eine Alternative zum übernachten, wenige km weiter in Aymavilles. Auch zentral, ruhig neben einem Friedhof im Grünen mit allem was der Wohnmobilist so braucht. Hier gefällt es uns.
Aymavilles, Wohnmobil-Stellplatz, N 45° 42.082 O 007° 14.378, Ver-/Entsorgung, kein Strom, frei
Der Wohnmobilstellplatz in Aymavilles, ca.10 km entfernt von Aosta, auf einer Höhe von 640 m.
4.Juli Montag:
Wir stehen noch einen weiteren Tag auf dem Platz. Die Temperaturen sind wieder erträglich, wir können wieder ein bisschen am Blog schreiben. Nachts sind die Fenster auf und es kommt tatsächlich kühle Luft.
In Aymavilles der Blick aus dem Fenster am Wohnmobilstellplatz.
Wir wohnen in den Bergen.
Von hier aus soll es dann weitergehen Richtung Mont Blanc und dem Skyway in Courmayeur.