16.Juni 2020 bis 22.Juni 2020
Von Quedlinburg bis Magdeburg sind es nur 70 km. Die kurzen Entfernungen erstaunen uns immer wieder, es zeigt uns unsere Unkenntnis der Geographie der früheren DDR. Obwohl wir Verwandte z.B in Chemnitz (Karl-Marx-Stadt) hatten, war der Osten ein völlig unbeschriebenes Blatt.
In Magdeburg gibt es zwei offizielle Stellplätze, einmal den Parkplatz Petriförder an der Stromelbe und einmal am Magdeburger Winterhafen (auch Yachthafen). Wir hatten uns für den Platz am Winterhafen entschieden – im Moment ist die Zufahrt, wegen eines Brückenneubaues allerdings etwas kompliziert, das Navi war überfordert, wollte immer wieder zurück. Gefunden haben wir den Platz mit unserer App maps.me, die wir sehr praktisch finden. Sie funktioniert sowohl im off- als auch im online Modus.


Magdeburg, Stellplatz am Winterhafen N 52° 07.503 O 011° 38.969, Ver-/Entsorgung, Strom, € 10,00, ca 2 km bis zum Dom
Nachmittags starten wir mit unseren Rädchen einen ersten Ausflug.

Der Rotehornpark gehört zum Netzwerk Gartenträume Sachsen-Anhalt, ist ein Landschaftspark, gestaltet um 1870 auf der Werderinsel auf ca. 200 Hektar. Der Park wird bei Elbehochwasser zu großen Teilen überschwemmt, zuletzt 2013.

1908 wurde der Adolf-Mittag-See mit der Marieninsel und dem Marientempel angelegt

Wir fahren bis zur Spitze der Werderinsel, zum Zusammenfluß der Alten-Elbe und der Stromelbe.
Abends sind wir wieder zurück und genießen die untergehende Sonne beim Abendessen.


Am nächsten Morgen sehen wir im Wetterbericht, das sich das Wetter ändern soll. Für den Nachmittag wird Regen gemeldet.
Deshalb starten wir zeitig Richtung Magdeburger Dom. Wir nehmen den Weg über die Sternbrücke, von der man über die Hubbrücke zum Dom sieht.

Die Hubbrücke, eine alte nicht mehr genutzte Eisenbahnbrücke (heute Fußgängerbrücke) und eine der ältesten und größten Hubbrücken in Deutschland, Denkmal geschützt.
Nach ca. 4 km sind wir, entlang der Stromelbe, am Magdeburger Dom.
Natürlich, wie immer, gibt es eine Dom-Besichtigung. Im Magdeburger Dom befindet sich das Grab Ottos des Großen oder Otto I. (geb. 912 gestorben 973 ).

Domplatz in Magdeburg

Magdeburger-Dom vom Domplatz aus

Mitten im Dom befindet sich eines der in der Zeit der Reformation nicht geplünderten oder zerstörten Kunstwerke.
Die Alabasterkanzel aus der Renaissance.

Renaissance Alabasterkanzel

ein Detail der Kanzel

der Sündenfall
Im Weitergehen kommt man zum Chorraum, der vom Lettner abgeschlossen wird.

Chorgestühl hinter dem Lettner

Hochaltar
In der Apsis befinden sich antike Säulen die Otto nach der Überlieferung aus Ravenna mitbrachte. Dort befindet sich auch das Grab seiner Gemahlin Edgitha.
Die besondere Verbindung Edgithas zu Magdeburg besteht darin, das nach der Hochzeitsnacht der 16jährige Otto seiner 19jährigen Frau die Stadt geschenkt hat.

Edgithasarkopharg

Edgithasarkopharg im Magdeburger Dom

Auch der Taufstein soll der Überlieferung nach ein Mitbringsel von Otto dem Großen sein, es war ursprünglich ein römischer Springbrunnen aus einem Gestein, das aus Hurghada in Ägypten stammt.
Wie alle mittelalterlichen Kirchen gibt es auch hier einen Domgarten mit umlaufendem Kreuzgang.

Domgarten

Kreuzgang
Schon beim verlassen des Domes, entdeckten wir ganz versteckt hinter der Information an der Wand 4 große bemalte Holztafeln. Erst beim Nachfragen erfuhren wir, daß auch dies einige der wenigen erhaltenen alten Kunstwerke sind, Reste alter bemalter Türverschlüsse der Paradiesvorhalle.

Unser Rundgang ist beendet.
Es geht weiter Richtung Grüne-Zitadelle, das letzte von Friedensreich Hundertwasser entworfene Gebäude, das 2005 fertig gestellt wurde.

Grüne Zitadelle Magdeburg

Friedensreich-Hundertwasser-Haus
Die Altstadt Magdeburgs wurde im 2.Weltkrieg zu 90% zerstört und danach wurde beim Wiederaufbau wenig Wert darauf gelegt Altes zu erhalten. Es sollte eher eine neue sozialistische Stadt entstehen. Ein Großteil der alten Kirchen, auch wenn sie von den Zerstörungen nur zum Teil betroffen waren, wurden gesprengt und abgerissen.
Magdeburg ist übrigens die Stadt, die im 2. Weltkrieg gemeinsam von der US-Armee und der Roten Armee erobert wurde, die Amerikaner das Westufer, die Russen das Ostufer. Erst 2 Monate nach Ende des Krieges übernahmen die Russen den westlichen Teil.
Wir fahren durch den Breiten Weg, Hauptgeschäftsstraße und Straßenbahnstrecke, zum Alten Markt. Tatsächlich findet heute ein Markt statt.
Auf dem Alten Markt direkt vor dem Alten-Rathaus steht die Statue des Magdeburger-Reiters. Es ist das erste freistehende Reiterdenkmal Deutschlands und soll Otto I. darstellen, das Original aus Sandstein befindet sich im Museum.

Magdeburger-Reiter am Alten Markt

Altes Rathaus und Johanniskirche
Wir strampeln noch ein wenig weiter Strom abwärts, entlang der Elbe, kommen an dem anderen Wohnmobil-Stellplatz vorbei, und stellen fest, dass wir die richtige Wahl getroffen haben.

Fahnenmonument und Johanniskirche an der Elbuferpromenade

Elbuferpromenade
Rechtzeitig vor Regenbeginn sind wir wieder zurück am Mole zum lesen, Blog schreiben und relaxen.

Wir haben für 2 Nächte gebucht, am nächsten Morgen regnet es immer noch und lt. Wetterbericht soll es auch noch so bleiben.
Wir überlegen wie es weitergehen soll??
Gegen Mittag hört es auf zu regnen.
Hermann wollte noch zur Kanalbrücke Magdeburg, die bei Hohenwarthe, den Mittellandkanal mit dem Elbe-Havel-Kanal verbindet und die Wasserstrasse über die Elbe führt. Mit 918 m ist sie die größte Kanalbrücke Europas und seit 2003 Teil des Wasserstraßenkreuzes Magdeburg.

Der Elberadweg führt durch die Überflutungsauen, dem Schutz bei Hochwasser, ist sehr gut ausgebaut und ohne größere Steigungen. Hin und zurück fahren wir rund 40 km bei heftigem Gegenwind. Dabei sind wir begeistert von unseren Rädchen, nicht unbedingt von unserer Kondition.

Wasserstraßenkreuz Magdeburg

Trogbrücke über die Elbe
Der Brückentrog in dem die Schiffe über die Elbe fahren ist bei einer Wassertiefe von 4,25m 34m breit. Eine Besonderheit ist ein System zur Eisfreihaltung damit das Eis die Trogwände nicht auseinander drücken kann. Luft wird an den Kanalseiten ins Wasser geblasen und die aufsteigenden Luftbläschen verhindern die Eisbildung zwischen Wasser und Trogwand.



Rast am Elberadweg
Zum Abendessen sind wir wieder zurück am Mole. Es hat, außer ein paar wenigen Tröpfchen, nicht geregnet, wahrscheinlich hat der kräftige Wind die Regenwolken weiter geblasen.
Auf der Weiterfahrt Richtung Norden kommen wir durch Jerichow.

Die Klosterkirche aus dem 12. Jahrhundert ist ein wichtiges Bauwerk der Backsteinromanik.
Hermann wollte wegen des Ortsnamens und den Ortsteilen Klitsche, Nielebock und Zabakuck dort vorbei fahren.
Wir kommen nach Stendal. Mit rund 40.000 Einwohnern ist die Stadt ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt und war zu DDR-Zeiten ein großer Industriestandort.
Auf uns macht sie den Eindruck einer ruhigen Kleinstadt.

Tangermünder-Tor in der Backsteingotik in Stendal

Dom St. Nikolaus

Gerichtslaube des Rathauses mit dem Stendaler Roland
Auf dem Flugplatz hier in Stendal wurde zum Ende des 2.Weltkriegs das Sonderkommando Elbe, eine weitere Kriegsperversität, aufgestellt. Gegnerische Bomber sollten durch Rammen zum Absturz gebracht werden. Rund 2000 Freiwillige meldeten sich zu dieser Einheit, davon wurden 300 angenommen. Es ist nur ein einziger Einsatz dieser Truppe bekannt. Am 7. April 1945 wurden 23 Bomber zerstört, 40 der Rammflieger wurden zerstört.
Da wir nicht bis Schwerin durchfahren wollen, queren wir noch die Elbe und suchen uns in Wittenberge einen Stellplatz.

Wohnmobil-Stellplatz Sportbootanger-Nedwighafen in Wittenberge

vom Deich aus
Wittenberge, Stellplatz am Hafen N 52° 59.458 O 011° 44.688, Ver-/Entsorgung, Strom, € 10,50
Die Stadt entging beim Hochwasser 2013 nur knapp einer Katastrophe. Ihr Glück war, das man Dämme an Elbe und Havel gesprengt hat, und so den Scheitel des Hochwassers knapp unter der Dammkrone halten konnte. Noch heute werden daher die Dämme erneuert und erhöht.

Da die Zufahrt zum Stellplatz Mitten durch die Baustelle führt, einige Strassen gesperrt sind und unser Navi mit dieser Situation überfordert ist, ergibt sich für uns eine Fahrstunde durch engste Strassen mit Spiegeleinklappen und zentimetergenauem Fahren.

Der Stellplatz direkt am Hafen lohnt die Gurkerei allemal.
Am nächsten Tag, es ist Sonntag, sind wir Mittags in Schwerin. Wir hatten uns für einen Stellplatz fußläufig zur Altstadt entschieden.

Wohnmobil-Stellplatz Altstadt am Stadthafen

Altstadt-Parkplatz in Schwerin
Schwerin, Stellplatz: Am Stadthafen, Altstadtparkplatz, ca. 500m zum Schloß, N 53° 37.792 O 011° 25.204, keine Ver-/Entsorgung, Strom, € 20,00
Zügig starten wir zu unserem ersten Stadtrundgang. Natürlich geht es als erstes zum Schweriner Schloss, an dem wir schon vorbei gefahren waren.

Das Schweriner Schloss liegt auf einer Insel, umgeben vom Burgsee und dem Schweriner See, überhaupt liegen auf dem Stadtgebiet zahlreiche größere Seen.
Bei einem Spaziergang durch den Schlossgarten umrundet man das Schloss, den heutigen Landtag des Landes Mecklenburg-Vorpommer, man sagt den schönsten Landtag Deutschlands.


Viktoria im Schweriner-Schlossgarten

die Orangerie

Im Schloßgarten treffen wir auf eine Frau, die mehrere Raben aus der Hand füttert
Vom Schloss geht es zur Altstadt.
Am Marktplatz ist das Touristbüro und dort entdecken wir ein besonderes Denkmal.

Löwendenkmal am Marktplatz

Bardowicker Gesäßparade
Das Löwendenkmal wurde 1995 zum 800. Todestag des Stadtgründers Heinrich des Löwen eingeweiht. Es zeigt 4 Episoden aus dem Leben Heinrichs. Neben der Gründung Schwerins, dem Wendenkreuzzug und dem Braunschweiger Löwen als Symbol seiner Macht fällt auch dem nicht geschichtsbewußten die sogenannte Bardowicker Gesäßparade auf.
Die Bürger der Stadt Bardowick sollen dem durchreisenden Heinrich ihre nackten Hintern gezeigt haben, da er Schwerin gegenüber ihrer Stadt bevorzugt hatte. Die deftige Darstellung führte nach der Einweihung des Denkmals zu heftigen Diskussionen.
Um die Ecke steht, auch nicht zu übersehen, der Schweriner Dom.

Schweriner Dom St.Maria und St.Johannes, ca. 1270 startet der Bau des gotischen Domes, um 1400 ist er fertig.

das Langhaus mit Blick auf den Altar

Auferstehungsfenster in der südlichen Chorkapelle

Taufbecken in Maria-Himmelfahrt-Kapelle Die Wandmalereien wurden um 1330 angefertigt und 1960 wieder freigelegt. Das bronzene Taufbecken ist im 13.Jahrh. in einer nordd. Glockengießerei entstanden.

Wir schlendern weiter, zurück Richtung Altstadtparkplatz und entdecken dabei noch den Paffenteich mit seiner schönen Fontaine.
Zurück am Mole - Abendessen - Zu Bett
Wir stellen fest: der Platz ist zwar zentrumsnah aber doch recht laut, da direkt an einer Hauptstraße.
Am nächsten Morgen wechseln wir den Stellplatz und fahren ca. 2,5 km weiter zum Sportbootzentrum am Ziegelsee. Wir bekommen noch einen Platz für eine Nacht,hier werden die Plätze reserviert, direkt mit Blick auf den Ziegelsee.

Wohnmobil-Stellplatz am Sportbootzentrum-Ziegelsee

direkt am See
Schwerin, Stellplatz am Ziegelsee, Sportbootzentrum am Ziegelsee N 53° 38.852 O 011° 25.672, Ver-/Entsorgung, Strom, € 18,00
Fahrrad-fit nehmen wir unsere Rädchen aus der Heckgarage um eine Seenrundfahrt zu machen.
Es gibt eine Fahrad-Tour die “Blaue Acht“ eine ca. 65 km lange Tour um die Schweriner Seen, das Schöne ist, man kann auch Teilbereiche fahren. Für uns reichen die direkt um den Stadtbereich liegenden Strecken erst einmal aus.

Wir starten vom Ziegelsee zum Pfaffenteich und haben einen schönen Blick auf den Dom.

Dann weiter zum Burgteich um das Schloss mit seinen schwimmenden Gärten und am Südufer entlang des Schweriner Sees bis zum Zippendorfer Strand.

Immer wieder bieten sich schöne Ausblicke.

Spätnachmittags sind wir wieder zurück, wir sind ungefähr 20 km geradelt und wollen jetzt ein wenig relaxen, lesen, blog schreiben (wir haben ein gutes WLAN)

und geniessen den Sonnenuntergang nach dem Abendessen
Leider müssen wir diesen Platz am nächsten Morgen verlassen. Wir füllen noch mal die Wassertanks, entsorgen und fahren nach Wismar.
Ein Gedanke zu „Richtung Ostsee Magdeburg – Schwerin“
Danke, klasse geschrieben